KLASSE SPEHR
Kunsthochschule Kassel

Anja Kellner






"Vivia la Mensis"  Installation 2020


Viva la Vulva liegt im Trend und dadurch im auf und ab der gesellschaftlich aufgeführten, kapitalistisch vermarkteten Begeisterungswellen. Eine Vulva zu haben oder den Begriff zur Geltung zu bringen, ist wie die Geschlechtsidentität weder ein Trend, noch eine Mode, die ein Mensch auf und ablegen, an und ausziehen kann. Der vor kurzem medial ausgetragene Streit um die Definition von Weiblichkeit zeigt erneut, wie oberflächlich und kurzweilig die westliche Gesellschaft an ihren postulierten Idealen festhält, wie überholte Kategorisierungen vorherrschen und warum es nicht reicht sich mit Vulven zu schmücken. Auf Sprachlosigkeit antwortet Provokation und beide Äußerungen stellen nur Symptome dar, für ein grundlegendes Desinteresse an einer tieferen Auseinandersetzung mit der Ungleichheit, der Unsicherheit und dem Bedürfnis nach Machterhalt bestehender Verhältnisse, dass bei geschlechtsspezifischen Themen aufkommt.

Menstruationsmythen vereinen einen hartnäckig fortbestehenden Komplex gesellschaftlicher Formen von Machtausübung, Erniedrigung, Beschränkung und Scham. Der sogenannten Unreinheit der Frau setze ich ein leuchtendes Gegenbild. Ein rot leuchtendes Zeichen für die Ströme der Fruchtbarkeit und Zukunft in der Hoffnung auf einen offeneren Umgang mit der Grundlage der menschlichen Existenz.




"Viva la Tampon" Installation 2020


Die schöne Freiheit, die inzwischen auch durch Menstruationstassen erweitert wurde. LED Tropfen für einen leuchtend offenen Umgang mit dem Thema.




"Viva" Installation 2020


Die Beschneidung der Frau, ihre Verstümmlung ist immer noch ein Thema. Die Arbeit heißt Viva, da es schlichtweg das Leben ist, dass den Frauen weggeschnitten wird. Dazu kann nur hinzugefügt werden, dass diese Praxis endlich ein Ende finden muss. Der Arduino kann nur noch teilweise leuchten, da er so eingesperrt und eingenäht ist, dass die Kurzschlüsse kräftiges, rotes Leuchten verhindern und die LEDs keinen Zugang zu Strom finden können.




"Die Menschheit spielt nur/Erdenspielzeug"  Video 2020




"Das Ähnlichkeitsprinzip" Installation 2020


Die Leuchtdioden der Installation blenden wie der Glaube, von Menschenhand programmiert, fest installiert und aufwendig vernetzt. Sie funkeln nach dem Zufallsprinzip über versteckte Mikrocontroller gesteuert, und führen Energie, wie der Zucker der Globuli. Geblendete Wahrnehmung zwischen null und eins, an und aus, umgelegt mit dem Schalter der Hoffnung wirkt einzig der Placebo-Effekt. Die winzigen Bauteile erleuchten die finsteren Gefäße des Kapitalstrebens, in denen sich sonst nur runde Zuckerkugeln befinden. Bei der Behandlung von Tieren mit homöopathischen Arzneimitteln wird dem Halter eine Heilung in Aussicht gestellt, es wird ihm ein Gefühl von Handlungsmacht suggeriert und Ängste werden gemildert. Dieser Placebo-Effekt überträgt sich und belegt allein die Empathie zwischen Mensch und Tier.




"o.H."  Helena Stockmann, Anja Kellner, Video 2020.


Nebeneinander und parallel verlaufen die Bewegungen. Synchrone Wege entlang fahrend, kürzend und kreuzend. Die Haare fallen im monotonen Summen. Kopf an Kopf, Schulter gleichauf, ohne Wettbewerb und mit Befreiung. Zwei Formen wurden mit Klingen modelliert.




"10minutesOfSilenceForPlanetEarth"

i.Z.m. Helena Stockmann, 2020




"KapitalozänKapitalozän2"

i.Z.m. Helena Stockmann, 2020




"SargnaGELDerMenschheit"

i.Z.m. Helena Stockmann, 2020